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Echte Nachhaltigkeit ist gefragt

Nachhaltigkeit kann für Unternehmen vieles bedeuten. Sie wirkt nach innen und nach außen, bezieht Mitarbeiter, Lieferanten, Abnehmer und Kunden ein.

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Nachhaltigkeit, die. Bedeutungen: 1. längere Zeit anhaltende Wirkung; 2. a) forstwirtschaftliches Prinzip, nach dem nicht mehr Holz gefällt werden darf, als jeweils nachwachsen kann, 2. b) Prinzip, nach dem nicht mehr verbraucht werden darf, als jeweils nachwachsen, sich regenerieren, künftig wieder bereitgestellt werden kann. So steht es im Duden. Und was bedeutet das für Industrie, (Groß-)Handel und Handwerk?

Es hat etwas gedauert, bis aus dem 1713 vom Oberberghauptmann des Erzgebirges Hans Carl von Carlowitz für die Forstwirtschaft formulierten Handlungsgrundsatz ein Begriff geworden ist, den heute jeder schon einmal gehört hat. Er ist omnipräsent, wirkte zwischenzeitlich schon wie eine leere Worthülse, hat aber spätestens durch die Klimadiskussion samt Wahlerfolgen der Grünen und Fridays-for-Future-Bewegung wieder an Bedeutung gewonnen. Die Menschen sind sensibilisiert für das Thema, fragen nach. Es reicht nicht mehr, den Zaun um das Firmengelände grün anzustreichen oder einen Baum auf die Verpackung zu drucken. Echte Nachhaltigkeit ist gefragt. Auch wenn die Vorstellungen über deren Inhalt höchst unterschiedlich sein können.

Konzentrieren wir uns hier auf das Drei-Säulen-Modell. Es unterteilt Nachhaltigkeit in sich teilweise überschneidende und einander beeinflussende Bereiche: Ökologie, Ökonomie und Soziales.

Ökologische Nachhaltigkeit betrachtet die Auswirkungen auf die Umwelt, die Natur, aber auch den Menschen und seine Gesundheit. Ökonomische Nachhaltigkeit zielt darauf ab, als Unternehmen, aber auch gesamtwirtschaftlich nicht auf kurzfristigen Profit, sondern auf langfristigen Bestand hinzuarbeiten. Soziale Nachhaltigkeit fordert eine lebenswerte Gesellschaft, im Hinblick auf die Wirtschaft, unter anderem die Einhaltung von Menschen- und Arbeitsrechten.

Für Unternehmen ergibt sich daraus eine Vielzahl von Handlungsansätzen. Müll trennen oder besser ganz vermeiden. Den eigenen CO2-Fußabdruck senken durch die Nutzung regenerativer Energie oder die Umstellung von fossilen auf nachwachsende Rohstoffe. Transportwege minimieren. Den Mitarbeitern den Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel mit einem Job-Ticket schmackhaft machen. Oder das Firmengelände mit insektenfreundlichen Pflanzen begrünen. Suchen Sie sich etwas aus. Nachhaltigkeit im Unternehmen kann vieles bedeuten, kann aus großen und kleinen Elementen bestehen. Unter Umständen spart das sogar Geld, etwa weil mittelfristig die Energiekosten sinken oder die Zufriedenheit der Mitarbeiter sich in einem geringeren Krankenstand und höherer Leistungsbereitschaft ausdrückt. Die ökonomische Nachhaltigkeit – in diesem Fall den Erhalt des Unternehmens – sollte man bei allen Anstrengungen ja keinesfalls aus den Augen verlieren.

Nachhaltige Firmen profitieren auch von ihrem positiven Image. Investoren fragen zunehmend nicht nur wirtschaftliche Kennzahlen ab, sondern interessieren sich auch für Nachhaltigkeitsaspekte. Für Kunden und Verbraucher wird es immer wichtiger, woraus, wie und unter welchen Umständen Produkte hergestellt werden. Wohngesundheit ist ein Thema für Handel und Handwerk, die wiederum entsprechende Sortimente von ihren Lieferanten fordern. In öffentlichen Bauten wird Nachhaltigkeit verstärkt gefördert und ist teilweise gesetzlich vorgeschrieben. Und die Immobilienwirtschaft hat festgestellt, dass sich nachhaltige Gebäude gut und teuer vermarkten lassen. Daher gilt es, die passenden Sortimente und Dienstleistungen anbieten zu können. Nachhaltigkeit nach außen, das sind entsprechende Produkte, aber auch CSR-Maßnahmen, mit denen Firmen ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nachkommen.

Sie können Nachhaltigkeit anstreben, weil Sie damit ein besseres Gewissen haben, weil Sie das als Verpflichtung gegenüber der Gesellschaft betrachten, weil Sie sich davon höhere Umsätze erhoffen, weil Ihre Auftraggeber und Kunden das verstärkt fordern oder weil Gesetze Sie dazu zwingen. In jedem Fall ist das Thema so vielschichtig und die Aufgabe zu groß, um sie alleine bewältigen zu können. Der Austausch in regionalen, nationalen, internationalen oder branchenspezifischen Netzwerken hilft dabei, die eigene Situation zu analysieren, Handlungsoptionen aufzuzeigen und die Umsetzung erfolgreich anzugehen. Innerhalb der Firma ist Nachhaltigkeit eine Aufgabe für die gesamte Organisation. Denn sie bedeutet immer Veränderung. Sei es, dass der Kaffee wieder aus einem Vollautomaten und nicht mehr aus der Kapsel kommt. Sei es, dass der Produktionsprozess umgestellt wird. Ob kleine oder große Veränderung: Wenn die Belegschaft nicht mitzieht, wird es schwierig.

Apropos Belegschaft: Die Schüler, die heute für Klimaschutz auf die Straße gehen, sind die Arbeitnehmer von morgen, die sich ihren Arbeitgeber auch unter Nachhaltigkeitsaspekten aussuchen könnten. Und sie werden die Verbraucher sein, die nachhaltige Produkte und Dienstleistungen nachfragen.